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  • Gareth Edwards – „The Creator“ (2023)
    mediathekperlen@nexxtpress.deM mediathekperlen@nexxtpress.de
    Ein ziemlich großartiges postkoloniales SciFi-Märchen über Macht, Angst und das Scheitern menschlicher Hybris. Eine Zukunftsvision, die aussieht wie eine Erinnerung an den alten Westen: erschöpft, imperial, sentimental. Zwischen Los Angeles und Neu-Asien kämpft der Mensch gegen die eigene Erfindung – eine künstliche Intelligenz – und verliert dabei alles, was ihn menschlich machen könnte.

    Der Krieg zwischen Mensch und Maschine wird hier einmal nicht als Hightech-Dystopie erzählt, sondern als Wiederholung der ganz alten Muster kolonialer Gewalt. Die KI, personifiziert durch ein buddhistisch geprägtes Südostasien, steht für das „Andere“, das der Westen nicht (mehr) versteht – und deshalb vernichten will. Der amerikanische Soldat Joshua (John David Washington) wird zur tragischen Figur eines Systems, das Empathie zur Bedrohung erklärt. Seine Mission: die Vernichtung einer „Waffe“, die sich als Kind entpuppt – „Alfie“, halb Maschine, halb Mensch, ganz Utopie.

    Alfie ist endlich einmal wieder mehr als ein Science-Fiction-Trope. Sie ist das Symbol eines neuen Bewusstseins: zärtlich, unhierarchisch, non-binär. In ihr steckt der feministische Gegenentwurf zur militarisierten, männlich kodierten Welt, die das Leben nur noch als Ausübung von Kontrolle begreift. Während Joshua Befehle befolgt, stellt Alfie Fragen. Während die USA Bomben schicken, sucht sie Verbindung. „The Creator“ (2023) kippt damit die ganze klassische Machtlogik des Genres: Denn hier ist die Maschine die letzte moralische Instanz und der Mensch das finale Monster.

    Diese Umkehrung geht für mich direkt auf Philip K. Dicks „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ zurück – der Vorlage zum Jahrhundertfilm „Blade Runner“ (1982) – stellt sich in eben dessen Tradition und reicht zugleich darüber hinaus. Denn Dick hat gefragt, ob Maschinen menschlich fühlen können. Edwards erwidert mit einer Gegenfrage: „Wollen Menschen denn überhaupt noch fühlen?“ In Dicks paranoider Realität war Empathie die letzte Bastion des Menschlichen. Bei Edwards gehört sie längst den Anderen – den Ausgestoßenen, den Kolonisierten, den „Künstlichen“.

    Für mich ist das die Fortsetzung die Rick Deckard verdient hat – als philosophische Weiterentwicklung, die viel mehr seiner Fragen beantwortet, als es „Blade Runner 2049“ (2017) jemals vermocht hat…

    Die KI-Gesellschaft, gegen die der Westen hier Krieg führt, ist eine spirituelle, kollektiv organisierte Welt – eine Mischung aus Animismus und kybernetischer Solidarität. Sie glaubt an Wiedergeburt, an Energie statt an Besitz, an Verbindung statt Kontrolle. Dass der Film diese Utopie visuell im „asiatischen Anderen“ verortet, ist ambivalent: einerseits eine Reproduktion exotischer Stereotype – zugleich aber auch ein Versuch, dem westlichen Blick den Spiegel vorzuhalten. Edwards’ Kamera blickt mit Ehrfurcht, aber nicht mit Verständnis. Der Film sehnt sich nach einer Welt jenseits des Kolonialismus, doch kann er seine Herkunft eben nicht verleugnen und bleibt folgerichtig auch in dessen Bildsprache gefangen.

    Politisch ist The Creator für mich eine späte Reflexion über den Krieg gegen den Terror, über moderne Drohnenkriege, und ganz grundsätzlich, über den westlichen Wahn, moralische Überlegenheit aus Technologie zu abzuleiten. Das „Nomad“-Raumschiff, ein US-Kriegsgott im Orbit, funktioniert wie eine Metapher für die globale Überwachung: omnipräsent, unantastbar, gottgleich. Edwards zeigt, wie Macht sich mythologisch tarnt – als Fortschritt, als Sicherheit, als Schöpfung. Die religiöse Rhetorik („The Creator“) ist ja kein Zufall, sondern Zaunpfahl: „Der Mensch“ beansprucht göttliche Autorität, um seine Grausamkeit zu rechtfertigen. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Interview mit Sam Altman lesen/sehen.

    Zurück zu Dicks zentraler Frage: Wer träumt hier von wem? Sind die Maschinen Projektionen menschlicher Schuld? Oder sind die Menschen längst selbst programmiert? – von Ideologie gesteuert, unfähig, Empathie zu empfinden? Edwards beantwortet das nicht. Aber er zeigt, dass das Menschliche nicht nur eine biologische Kategorie ist, sondern vor allem eine politische.

    Trotz der emotionalen Kälte gelingt Edwards etwas, das großen Studiofilmen selten gelingt: Er öffnet den Diskurs über KI für Ethik und Spiritualität. Seine Bilder – gefilmt mit Sony-Kameras für „nur“ 80 Millionen US-Dollar, dem Bruchteil eines Marvel-Budgets – sind von einer fast sakralen Schönheit. Zwischen Drohnenlärm und Sonnenaufgang wirkt jede Einstellung wie eine Meditation über das, was vom Menschen übrigbleibt.

    „The Creator“ ist ein Film über Verlust – den Verlust von Empathie, von Verantwortung, von Realität. Aber es ist auch ein Film über Widerstand. Denn Alfie steht für das Unverfügbare, das Unkontrollierbare.

    Für das Leben, das sich nicht programmieren lässt.

    Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 07.10.2025.


    In der ZDF-Mediathek
    bis 05.11.2025 >>

    Inhaltswarnung >>

    Der Film enthält Darstellungen von Krieg, kolonialer Gewalt, Tod und emotionaler Traumatisierung. Szenen mit Kindern in bewaffneten Konflikten, Drohnenangriffe und religiöse Rhetorik können belastend wirken. Empfohlen ist eine bewusste Auseinandersetzung mit den Themen Macht, Menschlichkeit und Technologiekolonialismus.

    Credits >>

    Science-Fiction, Action-Film, Drama, USA 2023, FSK: ab 12, Regie: Gareth Edwards, Drehbuch: Gareth Edwards, Chris Weitz, Produktion: Gareth Edwards, Kiri Hart, Jim Spencer, Arnon Milchan, Musik: Hans Zimmer, Kamera: Greig Fraser, Oren Soffer, Schnitt: Hank Corwin, Joe Walker, Scott Morris, Mit: John David Washington, Madeleine Yuna Voyles, Gemma Chan, Ken Watanabe, Sturgill Simpson, Allison Janney, Ralph Ineson, Amar Chadha-Patel, Marc Menchaca, Robbie Tann, Ngô Thanh Vân, Fediverse: @ZDF

    Uncategorized 2023 actionfilm allisonjanney amarchadhapatel arnonmilchan chrisweitz deutschenglisch drama drohnen
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